Aufgabe und Ziel der Grundsicherung für Arbeitssuchende inkludiert die Berücksichtigung von Vielfalt und individuellen Lebenslagen und das Vermeiden von Benachteiligung oder Bevorzugung ohne sachlichen Grund aufgrund von individuellen oder gruppenbezogenen Merkmalen. Ausschlaggebend für die Aufgaben- und Zielerfüllung sind die auf individuellen Einstellungen und Strategien, subjektiven Normen und Werteorientierungen sowie evtl. aus früheren Arbeitsfeldern mitgebrachten Orientierungen beruhenden sozialen Praktiken und Interaktionen zwischen den Mitarbeiter*innen und Kund*innen des Jobcenters, die in Reziprozität zu den (strukturellen) Machtverhältnissen und den organisationalen, rechtlichen, sozial- und gesellschaftspolitischen sowie (sozial)gesellschaftlichen Kontexten stehen. Es ist zu vermuten, dass diversitätssensible und nicht diskriminierende soziale Praktiken einen positiven Effekt auf das Verhältnis Mitarbeiter*in – Kund*in und damit auf die Aufgaben- und Zielerfüllung haben.
Deshalb soll das Promotionsprojekt das Verhältnis Mitarbeiter*in – Kund*in im Jobcenter (Ostallgäu) unter Berücksichtigung von Diversität, Diskriminierung und Machtverhältnissen im Kontext Organisation und Organisationsentwicklung empirisch untersuchen und darstellen, um anschließend Konsequenzen für eine mehrfach sensible Praxis herauszubilden. Dabei sollen insbesondere diversitätssensible und (nicht) diskriminierende Praktiken sowie Machtverhältnisse und deren Bedingungen, die Zusammenhänge zwischen den identifizierten sozialen Praktiken und den Machtverhältnissen, die strukturell bestehen, und die Zusammenhänge, die zur Organisationskultur und –struktur sowie den geschäftspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen, identifiziert werden.
*DiDi: diskriminierungskritische Diversitätsentwicklung