Die Welt verändert sich immer schneller und wird zunehmend komplexer. Klimawandel, kriegerische Konflikte, technologische Umwälzungen wie die Künstliche Intelligenz und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Umbrüche erzeugen eine tiefgreifende Verunsicherung. All diesen Phänomenen ist das Moment der Ungewissheit und Fremdheitserfahrung gemein, das viele Menschen mit der Angst vor Heimatverlust konfrontiert. Mit meiner Dissertation bearbeite ich diese Herausforderungen, indem ich den Begriff „Heimat“ als verkörperte Teilhabe neu beschreibe und so in einen internationalen Diskurs einführe.
Die Leibphänomenologie bildet hierfür die theoretische Rahmung. Sie bietet die Möglichkeit, die Irritationen und Fremdheitserfahrungen einer fluiden Heimat zu analysieren – jenseits von nostalgischer Verklärung oder populistischen Parolen. Mit den Konzepten der Responsivität (Waldenfels) und der übertragbaren leiblichen Dispositionen (Bourdieu) eröffne ich neue Perspektiven, um die Ambivalenzen verkörperter Teilhabe zu beschreiben. Heimat wird dabei nicht nur als Ort verstanden, sondern als dynamische, leibliche Interaktion mit Menschen, Dingen und Atmosphären – einer Mitwelt, die sich ständig verändert.
Ein zentraler Aspekt meiner Forschung ist die Fähigkeit, durch übertragbare leibliche Dispositionen Brücken zu schlagen, um responsive Differenzen zu überwinden. Leibliche Dispositionen werden dabei als Sedimente gelebter Erfahrung verstanden, die in Form von „Versatzstücken“ Anschlussfähigkeit in neuen Kontexten schaffen können.
Am Beispiel von Heimatvertriebenen und (Spät-) Aussiedlern beschreibe ich, wie verkörperte Teilhabe erlebt wird. Ich zeige auf, welche „Versatzstücke“ Transformationsprozesse und soziale Inklusion fördern und neue Perspektiven für eine diverse, globalisierte Welt eröffnen.