zur Hauptnavigation springen zum Inhaltsbereich springen

BayWISS-Kolleg Sozialer Wandel www.baywiss.de

© Mike Kotsch / unsplash

Position Paper zur Situation in der Ukraine - Kein Krieg in der Ukraine! - No War in Ukraine!

Positionspapier der Fachgruppen der DGSA

Kein Krieg in der Ukraine!

Als Fachgruppen Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik sowie Internationale Soziale Arbeit schreiben wir dieses Positionspapier aus einer Perspektive Sozialer Arbeit. Wir arbeiten eng mit Menschen und Communities zusammen, die von Zwangsmigration, Gewalt, Unterdrückung und Ungerechtigkeit betroffen sind. Wir wollen damit die Statements der International Federation of Social Work vom 24. Februar 2022 sowie der International Association of Schools of Social Work vom 26. Februar 2022 bekräftigen. Wir stehen entschieden auf Seiten der Menschen in der Ukraine und gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der russischen Regierung auf deren Staatsgebiet. Mit Entsetzen beobachten wir die Bombardierung ziviler Infrastruktur und die extrem gefährlichen Kampfhandlungen um die Atomruine in Tschernobyl. Wir verurteilen jede Form von Imperialismus, Stellvertreterkriegen und Nationalismus, die ein friedliches Zusammenleben in einer diversen globalisierten Welt verunmöglichen.

Als Sozialarbeitende in der Praxis, sowie als Angehörige der sozialarbeiterischen Wissenschaftscommunity wissen wir, wie schnell Beziehungen zerstört werden können und wie lange und schmerzvoll Prozesse der Regeneration und des Heilens sein können. Wir rufen alle russischen Amtsträger:innen auf, die militärischen Aktivitäten zu beenden und alle Mittel in Bewegung zu setzen, die nötig sind, um den Frieden in der Ukraine wieder herzustellen und die Sicherheit aller Menschen in der Ukraine zu gewährleisten. Wir erklären unsere Solidarität mit Sozialarbeitenden und anderen Unterstützer:innen in der Ukraine und angrenzenden Ländern, die Notfallhilfe für alle Menschen bereitstellen, die von Gewalt und Zwangsvertreibung betroffen sind. Aus der Erfahrung mit anderen Krisen rufen wir alle Akteur:innen dringend dazu auf, Bedingungen zu schaffen, in denen lokale Sozialarbeitende, Forschende und Wissenschaftler:innen sowie andere Expert:innen vor Ort die Vorgehensweise selbst bestimmen können, da sie die Umstände vor Ort am besten kennen.

Die EU muss politische Praktiken und Ressourcen bereitstellen, um die Schutzsuchenden mit offener Haltung willkommen heißen zu können. Menschen, die aus der Ukraine fliehen, müssen das Zielland ihrer Flucht selbst bestimmen dürfen. Die deutsche Regierung muss sich für Bewegungsfreiheit innerhalb der EU stark machen. Als Sozialarbeitende aus Praxis und Forschung in Deutschland rufen wir die deutsche Regierung dazu auf, adäquate finanzielle Mittel bereitzustellen, um Schutzsuchende in Deutschland aufzunehmen. Wir fordern die deutsche Regierung auf, sichere Fluchtwege offen zu halten, um die Flucht aus der Ukraine möglich zu machen und eine unbürokratische Einreise nach Deutschland mit sicherer Bleibeperspektive hier zu ermöglichen. Handlungsspielräume müssen gänzlich ausgeschöpft werden, um den Menschen unbürokratischen Aufenthalt in Deutschland zu gewähren (z.B. durch Verlängerung des visumfreien Aufenthalts, über ein Studium oder Familienzusammenführung). Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Communities und die Dezentralisierung der Unterbringung von geflohenen Menschen am besten funktionieren, um die Menschen in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit zu unterstützen und ihnen Kontrolle über ihr Leben zurückzugeben. Wir rufen die Regierung auf sicherzustellen, dass die aus der Ukraine fliehenden Menschen unmittelbar Zugang zu Bildung, zum Gesundheitssystem, adäquatem Wohnraum und zum Arbeitsmarkt erhalten. Die in den letzten Jahren implementierte restriktive Flüchtlingspolitik muss zurückgenommen werden – nicht alleine für ukrainische Geflüchtete, sondern für alle Menschen, die in Deutschland Schutz suchen.

Wir rufen unsere Netzwerke und Communities auf, alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Sexualität, Religion, die Zuflucht suchen, willkommen zu heißen und zu unterstützen. Am besten funktioniert das in einem gemeinsamen Dialog und mit einer partnerschaftlichen und solidarischen Haltung. Gleichzeitig weisen wir alle verallgemeinernden Ressentiments, Hass oder Diskriminierung gegenüber Menschen zurück, die sich als Russ:innen wahrnehmen oder von anderen Menschen als Russ:innen wahrgenommen werden. Wir stehen ausdrücklich hinter all den mutigen Menschen, die in Russland und überall in der Welt Proteste initiieren und zivilen Ungehorsam zeigen, um deutlich zu machen, dass sie für Frieden aufstehen und gegen die Militäraktion russischen Regierung sind.

Wir stehen vereint mit allen Unterstützer:innen und Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit jenseits nationaler Grenzen einsetzen. In Zeiten, in denen viele Kräfte weltweit versuchen zu spalten und zu polarisieren, streben wir als Sozialarbeitende eine gemeinsame Basis für den Kampf um Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität an. Wir erinnern an die pazifistische Tradition und die Rolle, die unser Berufsstand in der internationalen Friedensbewegung und in der Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten gespielt hat, während wir in der Vergangenheit Kriege in Europa und darüber hinaus erlebt haben. Besonders wichtig ist uns die Solidarität mit all jenen, die mit der Gewalt konfrontiert werden, welche Grenzen innewohnt– in der Ukraine und über die Ukraine hinaus. Wir appellieren an die
Verantwortlichen, alles Menschenmögliche dafür zu tun, Kriege und bewaffnete Konflikte überflüssig werden zu lassen.

27. Februar 2022
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA)
Fachgruppen und Sektionen:
Fachgruppe für Migration, Rassismuskritik und Antisemitismus
Fachgruppe für Internationale Soziale Arbeit
Sektion für Forschung
Fachgruppe für Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation
Fachgruppe für Case Management in der Sozialen Arbeit
Fachgruppe für Bewegung, Sport und Körper
Fachgruppe für Ethik und Soziale Arbeit
Fachgruppe für Soziale Arbeit und Digitalisierung
Fachgruppe für Gender
Sektion für Theorie und Wissenschaft
Sektion für Klinische Sozialarbeit
Sektion für Politik Sozialer Arbeit
Fachgruppe für Promotionsförderung
Fachgruppe netzwerkAGsozialearbeit
Fachgruppe für Lehre
Fachgruppe für Soziale Arbeit in Kontexten des Alter(n)s
Fachgruppe für Adressat*innen, Nutzer*innen und (Nicht-)Nutzung Sozialer Arbeit
Fachgruppe für Sozialwirtschaft
Sektion für Gemeinwesenarbeit
Der Vorstand der Kommission Sozialpädagogik in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
BAG Streetwork/ Mobile Jugendarbeit e.V.
Fakultät Soziale Arbeit Cuenca, Universität Castilla-La Mancha, Spanien

Weitere Fachgruppen der DGSA und andere Organisationen/Gruppen sind eingeladen das Positionspapier zu unterzeichnen. Bitte hierfür bitte Petra Danková, Fachgruppe Internationale Soziale Arbeit und Co-Sprecherin der Fachgruppe Flucht, Migration, Rassismus- und Antisemitismuskritik (DGSA), kontaktieren: petra.dankova@fhws.de.
Version 06.03.2022

Position Paper of Expert Groups of the German Association of Social Work (DGSA)

No War in Ukraine!

As the expert groups for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism and for International Social Work within the German Association of Social Work we initiated this position paper because we work closely with people and communities affected by forced migration, violence, oppression and injustice. Amplifying the statements of the International Federation of Social Work from the 24th of February 2022 and of the International Association of Schools of Social Work from the 26th of February 2022, we stand decidedly with the people of Ukraine and against the unlawful violent attack of the Russian government on the Ukrainian territory. We are horrified by bombardments of civilian buildings and the extremely dangerous attack on the Chernobyl complex. We condemn any form of imperialism, proxy wars and national populism which are working against a peaceful cohabitation in a diverse globalized world.

As Social Work scientific community and practitioners, we know how quickly relationships can be destroyed and how long and painful the way of recovery and healing can be. We call on Russian officials to immediately cease military activities and, on all actors, to use all means to restore peace and provide safety to the people of Ukraine. We are in solidarity with Social Workers and other people of good will in Ukraine and in neighbouring countries providing emergency care to those affected by violence and possible forced out of their homes. Learning from other crises, we urge all actors to create conditions in which local Social Workers, researcher and scientists and as well other local experts can lead the response, supported by international actors but remaining the lead actors as they know best the local circumstances.

Policies and resources of the European Union must reflect a welcoming attitude towards those seeking safety. People from Ukraine and beyond should have the choice of where they go. The German government should stand up for this freedom of movement within the EU. As Social Work scientific community and practitioners in Germany, we call on the German government to provide adequate resources to host those seeking safety in Germany. We call on the German government to hold safe passages open and enable persons fleeing from Ukraine an unbureaucratic entry to Germany with an ensured perspective to stay in Germany. Discretionary powers that support people unbureaucratically to be able to stay in Germany (e.g. in the extension of the visa-free stay, about a study, work, family reunification) should be fully exploited. From our experience, we know that community-based strategies and decentralized accommodations work best to provide people with a sense of safety and the ability to regain control over their lives. We urge the government to ensure that Ukrainian persons in Germany gain without unnecessary delays access to education, health care, adequate housing and the labour market. Restrictive policies implemented in past years must be reverted not only for Ukrainians but for all asylum seekers in Germany.

We call on our communities to welcome the people seeking refuge in Germany irrespective of their place of origin, race, skin colour, sex, sexual orientation and gender identity or religious affiliation and support them. This is best done in mutual dialogue and with an attitude of partnership and solidarity. At the same time, we refuse any generalization of negative sentiments, hatred or discrimination against people who identify themselves or are identified by others as Russian. We expressly stand by the brave people in Russia and Russian people everywhere who have initiated protests and acts of civil disobedience to show that they desire peace and are against the military acts of their government.

We stand united with all people of good will working for peace and justice across national borders. In times where many forces try to divide and polarize this world, as Social Workers we seek common ground for the work of justice, peace and solidarity. We recall the pacifist traditions and roles of our profession in the international peace movement fighting for and defending democracy and human rights while facing wars in the past in Europe and beyond. Most importantly, we expand our solidarity to those who have been confronted with the inherent violence of borders in Ukraine and all over the world and we appeal to political leaders in Germany, EU and across the globe to make every possible effort to render wars and armed conflicts obsolete.

27th of February 2022
The Board Members of the German Association of Social Work (DGSA)
DGSA Expert Groups and Expert Committees:
Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism
Expert Group for International Social Work
Expert Committee for Research
Expert Group for Socio-Ecological Transformation and Climate Justice
Expert Group for Case Management in Social Work
Expert Group for Physical Activity, Sport and the Body
Expert Group for Ethics and Social Work
Expert Group for Social Work and Digitalization
Expert Group for Gender
Expert Committee for Theory and Science of Social Work
Expert Committee for Clinical Social Work
Expert Committee for Policy Practice
Expert Group for Doctoral Support
Expert Group NetworkAGsocialwork
Expert Group for Education
Expert Group for Social Work in the Context of Age(ing)
Expert Group for Adressees, Users and Using of Social Work
Expert Group for Social Economy
Expert Committee for Community Work
The Board Members of the Commission of Socialpedagogy of the German Educational Research Association (GERA)
BAG Streetwork/ Mobile Jugendarbeit e.V.
Faculty of Social Work of Cuenca, University of Castilla-La Mancha, Spain

Additional DGSA Groups and other entities are welcome to add their signatures by contacting Petra Danková, Co-speaker of the Expert Group for Flight, Migration, and Critique of Racism and Anti-Semitism (DGSA) at petra.dankova[at]fhws.de.

Updated 6.3.2022

Koordination

Treten Sie mit uns in Kontakt. Wir freuen uns auf Ihre Fragen und Anregungen zum Verbundkolleg Sozialer Wandel.

Dr. Marcel Scholz

Dr. Marcel Scholz

Koordinator BayWISS-Verbundkolleg Sozialer Wandel

Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik
Markusplatz 3
96047 Bamberg

Telefon: +49 951 8631982
sozialer-wandel.vk@baywiss.de